Van Gogh TV - Piazza VirtualeIn 2018, I was interviewed by Tilman Baumgärtel for a reseach project regarding the Van Gogh TV project "Piazza Virtuale", which took place during the 1992 Documenta art show in Kassel, Germany. His full documentation is available here: https://vangoghtv.hs-mainz.de/ |
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Interview mit Christian Wolff, 22.05.2018Christian Wolff arbeitete als Programmierer und Ingenieur bei Van Gogh TV mit und ist heute Softwareentwickler in San Franscisco. Interviewer: Dann bedanke ich mich noch mal recht herzlich für die Bereitschaft, mit uns zu sprechen. Das ist unser erstes Skype-Interview. Also wir sind so ein bisschen im Experimentalstadium. Mal gucken, was dabei rauskommt. Also wir machen das… Christian Wolff: Ja, gerne. Interviewer: …immer so, dass der Teilnehmer oder der Gesprächspartner sich erst mal selbst kurz vorstellt und sagt, was für eine Rolle er bei Van Gogh TV gehabt hat. Und damit würden wir auch … Wollen wir uns duzen oder "Sie"? Christian Wolff: Ja, können wir gerne. Interviewer: Gut. Okay. Also damit würden wir dann auch bei dir erst mal anfangen. Also wer bist du und was hast du bei Van Gogh TV gemacht? Christian Wolff: Ja, ich bin Christian Wolff. Ich habe bei Van Gogh TV, bei Piazza virtuale, viel von dem Code geschrieben, also Programmierer, aber auch einiges an Elektronik zusammengebastelt, unter anderem Telefon-Interfaces und Ähnliches. Und auch das Serial-Netzwerk, das wir da zwischen den Computern aufgebaut haben. Interviewer: Welchen Teil von dem, was du gemacht hast, hat der Zuschauer gesehen? Es hat ja diese Module gegeben, wo man zusammen Musik gemacht hat oder zusammen malen konnte beispielsweise. Hattest du mit diesen Modulen was zu tun? Christian Wolff: Ja, also in gewisser Weise eigentlich mit allen. Weil, wann immer der Zuschauer seine … die Telefontasten auf dem Bildschirm gesehen hat, das war, weil ich eben die Tastenfolge erkannt habe und über das Netzwerk an alle anderen Computer geschickt habe, die dann entsprechend einen Ton gespielt haben oder eine Bildaktion gemacht haben. Und genauso mit dem Chat, dass Leute da per Modem anrufen konnten und was tippen konnten, und das dann auf dem Bildschirm erschien. Interviewer: Das waren ja für damalige Verhältnisse sehr Pionier… also richtige Pionierleistungen. Was hat dich dazu qualifiziert, so was zu machen? Christian Wolff: Ich hatte noch während meiner Zeit, als ich Abitur gemacht habe, in Göttingen, ein Mailboxsystem aufgebaut. Das war also quasi ein Computer, der rund um die Uhr an dem Modem am Telefonnetz hing, wo Leute mit ihrem Computer per Modem anrufen konnten und Nachrichten füreinander hinterlassen konnten. Also das war quasi dieser Vorläufer von E-Mail. Das war ja alles noch lange vorm Internet. Und, ja, also ich hatte einfach schon sehr lange Erfahrung mit Computern. Ich habe mit etwa acht Jahren angefangen mit Elektronik und dann mit etwa 13 Jahren mit Programmieren und habe eigentlich das so mein ganzes Leben lang gemacht. Interviewer: Und gerade diese Mailboxen, das war ja für viele in einer bestimmten Generation so der erste Schritt in, so den Cyberspace, wie man damals sagte. Kannst du ein bisschen beschreiben, was dich daran so fasziniert hat oder was so deine Wahrnehmung dieser neuen, sich entwickelnden Online-Kultur war? Christian Wolff: Ja, das war einfach so, das war ein neues Kommunikationsmedium, das eben sehr dezentral war, wo eben wirklich die Leute miteinander kommuniziert haben und nicht … Es war nicht eine Eins-zu-eins-Kommunikation, wir waren ja im Telefonat, aber es war auch kein Massenmedium wie Fernsehen oder Ähnliches. Sondern es war was, wo wirklich einfache Leute miteinander in einer Art von Forum miteinander kommunizieren konnten. Ja, und das war einfach was, was mich fasziniert hatte. Interviewer: Das hatte ja für viele auch so eine richtige Medien-Utopie dann ausgelöst, dass das auch gesellschaftliche Relevanz haben könnte, das so eine direkte Form der Demokratie möglich wäre. Hast du auch solche Ideen gehabt, als du mit diesem Medium in Berührung gekommen bist? Christian Wolff: Ja, selbstverständlich. Das war ja so eines der hauptphilosophischen Merkmale von diesen neuen Medien, eben, dass es diese Sorte von Grassroots-Kommunikation gab. Und das war ja auch das Konzept hinter den meisten Van-Gogh-TV-Sachen. Und ich kam ja eigentlich aus einer ganz anderen Ecke. Ursprünglich war ich beim Chaos Computer Club und hatte darüber dann den Künstler padeluun in Bielefeld kennengelernt. Und über den hatte ich dann Kontakt zu den Ponton-Van-Gogh-TV-Leuten bekommen. Die hatten mal irgendwie eine Piraten-Radio-Aktion gemacht, Ende der 80er, wo ich mit padeluun hingefahren bin. Das war während einer Kunstaktion. Und dann 1989 hatte ich dann die erste Van-Gogh-TV-Sendung auf 3Sat gesehen von der Ars Electronica in Linz. Interviewer: Hotel Pompino? Christian Wolff: Nein, das war noch das Jahr davor. Da hatten die schon mal was gemacht, aber nur für irgendwie drei Tage oder so, also sehr viel kürzer als … irgendwie viel weniger Aufwand als "Hotel Pompino". Und das war aber auch schon so, dass sie da Leute hatten anrufen lassen und dann das mit ins Programm genommen haben. Und dadurch quasi dann diesen Rückkanal aufgebaut haben vom Zuschauer übers Fernsehen zu allen anderen Zuschauern und dadurch das eben auch ein mehr demokratisiertes Medium wurde. Und dann 1990, zu "Hotel Pompino" habe ich dann ein paar Kisten mit Equipment vollgepackt, habe das auf eine Sackkarre geladen und habe mich in den Zug gesetzt und bin dann nach Österreich gefahren und bin da einfach mal aufgelaufen. Und da habe ich dann Benjamin kennengelernt und der hat mich dann gleich da eingespannt. Ich habe mich dann da um den Chat gekümmert bei "Hotel Pompino". Das war also alles eine sehr spontane Aktion. Und quasi von da an war ich dann eben bei Van Gogh TV als Mitarbeiter dabei. Interviewer: Also du warst gar nicht eingeladen, sondern du bist einfach auf Verdacht hingefahren? Christian Wolff: Ja, genau. Interviewer: Um noch mal auf die … Also ich hoffe, ich trete dir jetzt nicht zu nahe, aber ich höre bei dir irgendwie noch einen sächsischen Unterton raus? Ist das richtig? Christian Wolff: Nein. Interviewer: Gut. Also dann … (unv.) Christian Wolff: (lacht) Nein. Ich bin aus Niedersachsen … und … Interviewer: Okay, sorry. Tut mir leid, wenn das … (unv.) Christian Wolff: Zu der Zeit habe ich Göttingen gelebt. Interviewer: Gut. So hast du Van Gogh TV kennengelernt. Benjamin war ja da auch schon so ein bisschen der Techniker. Dann gab es Mike und Karel, die eigentlich mehr so aus der Performance-Kunst kamen, die ja zum Teil auch durchaus aggressive Züge hatte oder so … (unv.) … Christian Wolff: Ja, die hatten ja das … Minus-Delta-T-Projekt gemacht … davor. Interviewer: Genau. … Genau. Wie kam dir das, also war dir das sympathisch gegenüber dem … (unv.)? Christian Wolff: Ja. … Ich meine, das war eben in den 80er Jahren. Da war viel so Performance-Kunst und so wirklich so mehr so bisschen die Richtung Punkrock, Kunstbewegung und solche Sachen. Das hat mich damals schon auch sehr interessiert. Und, ja, das war einfach so auch die Kombination, die mich dann auch sehr fasziniert hatte an Van Gogh TV, dass es eben dieses Aktionskunst-Element gab und dann aber auch dieses demokratisierte Kommunikationsmedium. Interviewer: Das ist ja eine ungewöhnliche Kombination, dass man sich einerseits so für Technik interessiert und andererseits aber auch für bildende Kunst. Das war richtig auch so Avantgarde-Kunst, nicht irgendein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert. Hat das bei dir auch eine biografische Anlage irgendwo gegeben zu dieser Kombination? Kommt das (aus dem Elternhaus?)? Christian Wolff: Eigentlich mit Kunst, eigentlich, das hat sich bei mir alles von selbst irgendwie entwickelt. Also ich hatte eben, wie gesagt, sehr früh mit Elektronik und Computern angefangen und hatte dann, als ich mal in Hamburg war, eine der ersten Ausgaben der "Datenschleudern" gefunden und darüber dann ein bisschen Zugriff gekriegt auf eben Chaos Computer Club und die 2600 Phreakers, hier in den USA, die eben alle so mehr so einen sozial engagierten Aspekt von den neuen Computertechnologien gekümmert… gehabt haben. Und das war was, was für mich immer sehr wichtig war. Und Kunst ist ja dann in gewisser Weise ein Auswuchs von diesen, von solchen sozialen Ambitionen. Interviewer: Was bedeutet es, zu dieser Zeit Mitglied im Chaos Computer Club zu sein? Also du bist da immer nach Hamburg gefahren, bist zu diesem Jahrestreffen gefahren, hast die "Datenschleuder" gelesen, wie sah da so die Interaktion aus? Christian Wolff: Ja, ich habe auch in Hamburg gewohnt für ein paar Jahre. Das war, wann war denn das? Das war so um 1986 rum und hatte eben auch Familie dort, die ich in den Jahren vorher schon öfters besucht hatte. Und war da also eben so quasi bei der ganzen ersten Runde dabei vom Chaos Computer Club mit Wau Holland, Steffen Wernèry und all den ganzen Leuten. … Also da haben wir eben … Interviewer: Also du bist nicht … Christian Wolff: Mhm? Interviewer: Sprich weiter. Christian Wolff: Ja, da haben wir eben immer so uns eigentlich wöchentlich oder mehrmals pro Woche getroffen in den Clubräumen und haben über alle möglichen Sachen gequatscht. Und eben so diverse, ja, soziale Aspekte von Computern und Datenschutz und so erarbeitet. Interviewer: Okay. Also dann warst du schon so ein bisschen jetzt auch jenseits der reinen Anwendung von Technologie so ein bisschen auf die Spur gesetzt. Diese Gruppe Van Gogh TV, hast du mit denen so einen Draht gehabt? Wie gesagt, (unv.) Kunst dann vielleicht doch ein bisschen anders gepolt. Hast du dich da so als Außenseiter empfunden, der immer für (die Kunst so?) zuständig war? Oder wie, ja, was war deine Rolle da? Christian Wolff: Ja, also in gewisser Weise, ich war ja immer schon ein bisschen nerdy, so, eben ein Computerfreak und von daher eigentlich schon immer irgendwie ein gewisser gesellschaftlicher Außenseiter. Bei Van Gogh TV habe ich mich eigentlich relativ gut eingelebt, aber da war natürlich immer noch so das Element zwischen den Künstlern und den Technikern. Also Salvatore hat mich mehr als einmal einen Kunstverhinderer genannt, wenn ich irgendwie ihm gesagt hab, dass ja das technisch nicht möglich ist. Und da gab es also immer sehr konstruktive Diskussionen. Interviewer: Konstruktive oder aggressive? Christian Wolff: (lacht) Ja, gelegentlich war das auch ein bisschen aggressiv da, der Ton. Aber im Großen und Ganzen waren wir eben eine gute Familie und haben also viele sehr interessante Projekte gemacht. Und das war es auch eigentlich immer Wert für mich. Ich habe das also größtenteils gemacht eben, ja, für diese Projekte. Und an irgendeinem späteren Punkt, das war so dann aber eigentlich, ja, so um die Zeit von Piazza virtuale, habe ich mich dann eben auch quasi als, habe ich dann eben Van Gogh TV quasi als Vollzeitbeschäftigung gemacht. Und das hat dann eben auch die Notwendigkeit ergeben, dass dann Leute wie ich und auch andere dann von irgendwas leben mussten. Und das war eben dann, wo dann Karel und Salvatore hauptsächlich losgezogen sind und Sponsoren gesucht haben, damit wir alle von irgendwas leben konnten und trotzdem noch Vollzeit an diesen Kunstprojekten arbeiten konnten. Interviewer: Nehmen wir jetzt mal so ganz konkret so ein Modul wie zum Beispiel dieses Musikmodul, wo man zusammenarbeiten konnte. Wie würdest du da denn deinen Input von denen von Künstlerseite beschreiben? Also haben die so eine ziemlich genaue Vorstellung gehabt, wie das funktionieren sollte? Gab es da so eine vage Idee? Ist es vielleicht eigentlich (mehr?) Designwerk? Christian Wolff: Na ja, das war ja quasi eine Kombination aus Kunst und Technik, also gerade bei diesem Musikmodul. Es fing ja dann damit an, wir haben uns überlegt: "Wie kann jetzt ein Zuschauer ein Musikinstrument bedienen?" Und dann haben wir gesagt, "Okay. Die haben ja ein Tastentelefon." Ich wusste dann also, du kannst diese Tasten eine nach der anderen erkennen und du hast zwölf Tasten. Und der Manuel Tessloff als Musiker sprang dann gleich ein und sagte, "Ja, das ist ja dann eine Oktave von einem Instrument mit zwölf Tasten". Und von da haben wir das dann eben weiterentwickelt. Ich hatte dann dieses Telefoninterface gebastelt, das eben die Telefontasten erkennen konnte, zusammen mit Daniel Haude. Und habe dann eben quasi für jede Taste "drücken" und "wieder loslassen" an einen Amiga schicken können, wo dann Manuel entsprechende Samples auf jeden Tastendruck gelegt hat. Und wir hatten eben eine Limitation von vier Telefonleitungen. Und das hat dann auch wiederum das Bildschirm-Layout beeinflusst. Dadurch haben wir dann eben einfach den Bildschirm quasi in vier Viertel geteilt und haben dann ein Instrument in jedes Viertel gelegt. Und dann Jendo und Ole haben dann die Animationen gebaut. Für jedes Instrument gab es dann für jede Note eine neue Animation, wie sie in Macromedia-Director gemacht haben. Und das wurde dann eben auch alles auf den Bildschirm gelegt. Und so kam dann eben dies alles zusammen. Und quasi die technische Grundlage und dann eben mit Künstler-Input zu Design, auch Funktionalität und auch sozialer Relevanz. Interviewer: Also du würdest sagen, es war wirklich ein kollektiver Prozess, wo jeder so eine Rolle, die aber so ein gemeinsam gewünschtes Resultat erbracht hat. Christian Wolff: Ja, genau. Interviewer: Und das ist alles in Hamburg entstanden, in diesen Büros, die ihr da hattet und ist dann bei der Documenta zum ersten Mal öffentlich gezeigt worden? Christian Wolff: Ja. Also nach "Hotel Pompino" hatten die dann ja dieses Büro oder diesen großen Raum eigentlich in der Koppel in Hamburg gefunden. Und da haben wir dann eben unser Labor aufgebaut, wo wir alles Mögliche an Technologien ausprobiert haben und haben dann eben die Piazza virtuale vorbereitet und die verschiedenen Sendeblöcke uns erarbeitet und sind dann, ja, eigentlich schon, ich glaube, zwei oder drei Monate vor der Documenta schon eben nach Kassel umgezogen mit all dem ganzen Zeug und haben dann da in den Containern weiterentwickelt und alles aufgebaut. Interviewer: Wenn ich mir so Fotos von diesen Containern, oder es gibt auch so Karten, also so einen Grundriss und so, angucke, das ist ja alles sparsam und sehr reduziert und vollkommen schmucklos. Und irgendwie wird dadurch auch so eine Hierarchielosigkeit suggeriert, das erinnert einen so ein bisschen an so ein Start-up von heute. Du hast ja selbst auch in der IT-Branche gearbeitet. Siehst du diese Parallele auch? Christian Wolff: Ja. Ja, auf jeden Fall. Also das war ja einfach, wir hatten eben quasi Homecomputer und Drähte und haben dann damit gemacht, was wir konnten. Also wir hatten ja zum Beispiel kein Ethernet, um all diese verschiedenen Atari- und Amiga-Homecomputer miteinander zu vernetzen. Die hatten ja alle keine Interfaces dafür. Aber die hatten eine Serial-Schnittstelle. Und dann habe ich dann ein System entwickelt mit einem PC, der eben Serial-Kommandos an die verschiedenen Geräte schicken konnte und auch eben empfangen konnte von allen. So, also quasi ein Computer, der dann als Netzwerk-Hub funktionierte und von allen, die was senden mussten, Kommandos empfangen hat und dann wieder an alle Computer rausgeschickt hat. Und das war eben alles wirklich, ja, wie du auf den Bildern siehst, lose Drähte in den Containern, war eben das, was wir machen konnten. Interviewer: Also man musste technisch zum Teil sehr kreativ sein und zu neuen Lösungen kommen. Aber bei Start-ups gibt es ja auch so eine gewisse Sozialkultur, dass man halt nicht so gut bezahlt wird, aber dafür größere Freiheiten hat, dass es nicht so große Hierarchien gibt, man auch mal Kicker zwischendurch spielen darf oder nur erst um zwölf kommen muss oder so. Würdest du sagen, dass da auch ein Stück weit vorweggenommen wurde, diese Sozialkultur? Christian Wolff: Oh, ja. Auf jeden Fall. Also richtig bezahlt wurde ja keiner von uns. Wir haben also wirklich alles aus freien Stücken gemacht und weil es uns interessierte und haben dann eben aus der Notwendigkeit, Miete zu bezahlen, haben wir dann eben Sponsoren gefunden, um dann gerade das Nötigste an Geld zusammenzukratzen und um die verschiedenen Computer zu kaufen. Das war ja damals … Wir hatten eine der ersten Ein-Gigabyte-Festplatten und das war damals schon, also enorm – brauchten wir eben für die ganzen Grafiken. Und das waren dann eben so die größten Ausgaben, die wir dann da hatten. Aber für uns selbst haben wir eben nicht so viel Geld gehabt. Aber haben dann eben auch immer eine gute Zeit gehabt da in den Containern. Da waren ja immer sehr viele Künstler, da waren auch viele andere von den Documenta-Künstlern, die vorbeikamen und sich sehr interessierten, was wir denn dann machten. Und das war also schon eine sehr interessante Zeit. Interviewer: Dann sind wir auch schon jetzt in Kassel. Du sagst schon, du hast es als gute Zeit in Erinnerung, andererseits stelle ich mir vor, dass es auch stressig, anstrengend gewesen sein muss und dann diese neue, selbst entwickelte Technologie vielleicht auch nicht hundertprozentig funktioniert hat am Anfang. Ja, erzähle einfach noch ein bisschen, wie du das so in Erinnerung hast, auch die Zusammenarbeit. Christian Wolff: Ja, wir hatten ja haufenweise verschiedene Technologien, die wir alle irgendwie zusammenbringen mussten. Und wir mussten also jede Menge technische Lösungen erfinden dafür. Das gab es ja alles nicht. Zum Beispiel Nick Baginsky hatte da eine komplette Roboterkamera gebaut, die wir dann irgendwie an unser Netzwerk ranhängen mussten, damit dann die Benutzer das per Tasten steuern konnten und durch unser Studio fahren lassen konnten. Ja, das war, wir haben also wirklich durchgängig wochenlang, monatelang, quasi Tag und Nacht gearbeitet. Und, ja, wir hatten zu der Zeit, als wir in Kassel waren, hatten wir da ein Haus in Hannoversch Münden gemietet, wo wir alle geschlafen haben. Aber das war wirklich dann, dass wir da abends dann irgendwie uns von Kassel nach Hannoversch Münden irgendwie bewegt haben mit wer immer gerade ein Auto hatte und dann da paar Stunden geschlafen haben und am nächsten Morgen wieder zurück in die Container und weitergearbeitet haben, bis dann alles irgendwie lief. Und auch während der Sendung haben wir ja ständig Sachen, ja, erweitert oder repariert oder wieder am Laufen gehalten und neue Sachen erfunden. Das war so eine konstante Arbeit da. Interviewer: Also du hast es offensichtlich nicht als Belastung oder als Stress in Erinnerung, sondern eher als Herausforderung. Christian Wolff: Ja. Also ich war in meinen frühen 20ern. Kann man noch mal irgendwie Nächte durchmachen. Interviewer: Und, ja, kannst du vielleicht noch ein bisschen mehr so aus dieser, aus diesem Kasseler Alltag erzählen? Hattest du da Schichtdienst? Was waren da deine Hauptaufgaben? Hast du irgendwelche Erinnerungen? Waren da spektakuläre Ereignisse? Christian Wolff: Also während der Sendung war ich ja da in dem Kontrollraum. Ich habe also den Rechner bedient, der quasi automatisch zwischen den verschiedenen Sendeblöcken hin und her geschaltet hat. Wir haben da quasi die Reihenfolge der Sendeblöcke vorher einprogrammiert und dann quasi zu bestimmten Zeitpunkten wurden dann die Kommandos an alle rausgeschickt. Das sollte eigentlich alles automatisch laufen. Aber eben weil das alles so zusammengestückelt war, musste ich quasi immer auf alles noch draufschauen und da ständig dabei sein. Also während der Sendung hatten wir dann eben meistens entweder Karel oder Benjamin, die eben quasi die Sendung geleitet haben. Wir hatten eine Zensorin von 3Sat da sitzen, die dann gesagt hat, was wir machen konnten oder nicht. Und ich habe da eben an dem Kontrollrechner gesessen und den Ablauf der Sendeblöcke gesteuert und noch verschiedene andere Rechner am Laufen gehalten. Die stürzten natürlich immer mal wieder ab und mussten dann neu gestartet werden. Ja, das waren so, das waren eben so während der Sendung. Und dann zwischen den Sendungen haben wir meistens da irgendwie, wenn wir Zeit hatten, da im Hof zwischen den Containern gesessen und gequatscht und irgendwas gegessen. Und da war also immer irgendwas los. Und dann abends auch öfters noch Partys und diverseste andere Sachen, die dann eben während der Documenta da liefen. Interviewer: Die Rolle dieser Zensorin scheint jeder so ein bisschen anders in Erinnerung zu haben. Die haben wir auch schon interviewt, die Katrin Brinkmann. Wenn du jetzt so an die Gespräche dich erinnerst, die da so entstanden sind, hast du so das Gefühl gehabt, hat man hier so wirklich so eine neue Plattform für Kommunikation entwickelt? Oder wie ist dir das überhaupt in Erinnerung? Oder hast du da (unv.)? Christian Wolff: Wir haben ja quasi da einen Kanal für den Zuschauer zu einem Broadcast-Medium aufgemacht. Das heißt, jeder konnte von seinem Haus, zu Hause, was er wollte, bei uns auf den Kanal geben. Und das war natürlich … 3Sat fand das alles ein bisschen bedenklich. Und da gab es dann auch Leute, die dann eben geflucht haben oder Ähnliches, was eben im Fernsehen nicht unbedingt erlaubt ist. Und da haben wir dann eben auch eben nach ein paar Tagen dann einen Zensurknopf eingerichtet, wo wir dann eben Leute mit wieder aus der Telefonleitung werfen konnten. Und das wurde eben dann alles auch eben, ja … Die Katrin hat das eben immer, hat quasi den Sichtpunkt von 3Sat da vertreten in unseren Technikentwicklungen und Kunstentwicklungen. Interviewer: Du kamst vom Chaos Computer Club her und von diesen Mailboxen. Hast du das so als eigentlich nicht legitime Einmischung empfunden? Oder hast du das auch eingesehen, dass (unv.) im Fernsehen (zeigst?) auch, du bist … Christian Wolff: Ja, ich war natürlich da so ein bisschen, ja, sagen wir mal, anarchisch veranlagt. Und wir haben auch immer versucht, ja, sie umzustimmen, wenn sie dann irgendwo Bedenken hatte. Wir haben natürlich versucht, irgendwie unsere Freiheit zu erhalten und, ja, wir hatten eigentlich so mehr generelle Bedenken gegen Zensur, aber ich sah das dann eben schon ein, dass das eine Notwendigkeit war. Und mit Katrin kamen wir auch alle persönlich recht gut aus. Interviewer: Hattest du da irgendwann so das Gefühl, so "Boh! Wir haben das Fernsehen geknackt. Wir haben da irgendwie so einen Rückkanal eingeführt, der eigentlich nicht da sein soll oder eigentlich im Medium nicht angelegt ist"? Gab es da mal so einen, wie soll ich sagen, so einen Triumph? Christian Wolff: Ja, auf jeden Fall. Das war ja das grundlegende Konzept von der Piazza virtuale, dass wir eben das Massenmedium Fernsehen für das Individuum eröffnen wollten. Dass eben quasi jeder Content auf ein solches Massenmedium beitragen kann. Und, ja, das war schon, also das hat uns schon stolz gemacht, dass wir das hingekriegt haben und dann eben auch 100 Tage lang über ganz Europa. Interviewer: Und würdest du sagen, jetzt so im Nachhinein betrachtet, das Unternehmen war ein voller Erfolg? Oder gibt es da auch Sachen, wo du jetzt kritischer draufguckst? Christian Wolff: Ja, da gab es natürlich immer mal auch Probleme. Und auch irgendwie die vier Hauptkünstler da haben sich auch öfters mal, hatten da eben konzeptionell unterschiedliche Vorstellungen. Aber so im Großen und Ganzen, würde ich sagen, das war schon ein sehr großer Erfolg. Und wir hatten auch haufenweise Fans, die auch immer wieder angerufen haben. Wir haben ja sogar es einmal geschafft, dass Telefonnetz von Kassel lahmzulegen. Wir hatten so viele Anrufe, dass die Vermittlungsstelle abgestürzt ist. Also wir hör… Auf einmal hörten dann alle Anrufe au… Alle Anrufer waren gedroppt und kein Telefon klingelte mehr. Und dann ein paar Minuten später klingelten auf einmal alle Leitungen und nicht nur bei uns, sondern wir hörten auch aus den Fenstern drumrum, von den Wohnhäusern, auf einmal alle Telefone klingeln. Ja, das also schon, also das zeigt also schon, wie viel Zuschauerzufluss wir da hatten. Interviewer: Kam da dann auch mal die Telekom vorbei und hat nach dem Rechten geguckt, was das da für Leute sind, die solche Störungen auslösen können? Christian Wolff: (lacht) Ja, natürlich. Die waren natürlich auch neugierig, warum jemand in so einem Container da irgendwie 30, 40 Telefonleitungen braucht. Und die haben die aber alle schön ordentlich, eine Dose neben der anderen auf einer Holzplatte installiert in dem Container, so richtig schön, per amtlich, Deutsche Post und haben uns dann auch unsere Sachen machen lassen. Interviewer: Aber ihr habt da auch nicht bewusst versucht, die Technologie zu missbrauchen oder der Telekom da Streiche zu spielen oder die Technik irgendwie auf eine Art und Weise einzusetzen, die die Telekom nicht so gerne (Ton weg)? Christian Wolff: Nein. Also unsere Sachen waren natürlich, alle selbst gebastelt, gar nicht zugelassen. Aber die haben eben am Telefonnetz wie normal funktioniert. Das ist ja wirklich nur Klingeln und dann Abnehmen und dann Audioübertragung in beide Richtungen. Und da haben wir also nichts Außergewöhnliches oder Verbotenes mit den Telefonleitungen gemacht. Interviewer: Aber das kann man sich heute natürlich gar nicht mehr vorstellen, dass es mal eine Zeit gegeben hat, wo alles, was in eine Telefonbuchse eingestöpselt werden musste, von der Telekom genehmigt werden musste. Christian Wolff: Ja, das war ja zum Glück zu der Zeit grade irgendwie am Auslaufen, das Modell. Wir hatten ja auch einige gute Geräte da. Also zum Beispiel hatten wir dieses Panasonic-Bildtelefon. Ich habe hier noch ein paar davon. Das hat man einfach hinten in die Telefonleitungen mit quasi eingespeist, also zwischen die Telefondose und das Telefon gehängt. Und da konnte man dann also Standbilder, wie zum Beispiel dieses, dann über die Telefonleitung übertragen. Dauerte zwar ein paar Sekunden, und in der Zeit konnte man auch nicht miteinander reden, aber das funktionierte alles. Interviewer: Also da ist Skype natürlich schon ein bisschen avancierter, aber letztlich ist es ein Vorläufer davon. Christian Wolff: Ja. Auf jeden Fall. Ja, das ist ja wirklich, das Internet hat dann ja wirklich diese ganze User-Interaktion wirklich dann richtig groß rausgebracht. Und das war ja quasi dafür konzipiert, dass jeder mit jedem kommunizieren konnte. Wobei das Internet natürlich auch immer noch Probleme mit dem Broadcastsystem hat. Also es sind ja immer noch im Internet alles Eins-zu-Eins-Verbindungen und nicht von einem zu vielen. Und das war eben was, was wir wirklich bei dem System vor 25 Jahren also schon anders technisch gelöst hatten. Dadurch, dass wir eben von eins zu eins Telefonverbindungen als Eingang dann auf eine Satellitenverbindung als Ausgang gegangen sind und dadurch das dann eben in ganz Europa verbreitet haben. Und das ist ja was, was das Internet immer noch nicht richtig kann. Interviewer: Gut, das wäre so, das wäre jetzt auch meine nächste Frage gewesen. Wo habt ihr was vorweggenommen, was heue ein Stück weit Netzkultur oder Alltag im Internet ist? Was würdest du sonst noch sagen, was sind so technische aber auch kulturelle, soziale Errungenschaften, die da vorweggenommen worden sind? Christian Wolff: Ja. Wir waren halt wirklich eines der ersten Projekte, wo Zuschauer wirklich komplett eigenen Content auf den Fernseher bringen konnten und nicht nur irgendwie als Stichwortgeber funktionierten, wie bei vielen anderen Sendungen die dann nach uns kamen. Also das war, glaube ich, das würde ich schon sagen, das war eine der größten Errungenschaften, die wir dahatten. Interviewer: Jetzt gab es ja für Van Gogh TV oder für diese Sendungen auch diesen Spott von dem "Hallo TV", dass, als die so angerufen haben, einen Schreck bekommen, dass die wirklich im Fernsehen waren und gleich wieder aufgelegt haben. Das ist ja erst mal nicht so eine richtige virtuelle Gemeinschaft gewesen. Oder siehst du das anders? Christian Wolff: Ja, es war eben eine gewisse Gewöhnungszeit. Aber eben wie gesagt, wir hatten unsere Fans, die dann auch immer wieder angerufen haben und dann ihre eigenen, ja, eben, auch Kommunikationsangewohnheiten entwickelt haben im Lauf der Zeit. Gab es da immer wieder welche, die dann irgendwie mit dem "Hallo" anfingen, aber irgendwann haben sich dann auch richtige Unterhaltungen entwickelt. Besonders in dem Café-Segment, wo eben Leute einfach miteinander quatschen konnten per Telefon. Interviewer: Gut. Das waren so einige der Errungenschaften. Heute sind ja viele dem Internet oder den sozialen Medien gegenüber auch wesentliche kritischer eingestellt und sehen das so als so eine Plattform für Trolle und Leute, die sich da austoben wollen und Shitstorms lostreten und Leute provozieren. Siehst du so was auch schon ein Stück weg vorweggenommen bei Piazza virtuale? Christian Wolff: Ja, da gab es auch viel Kritik an eben genau diesem "Hallo", und wo Leute fanden irgendwie, dass die Unterhaltung wirklich sehr blöde war oder dass alles nicht unterhaltsam war. Also wir haben da schon auch viel solche Kritik gehört von Zuschauern. Und das kam dann auch teilweise eben halt bei 3Sat an und dann über 3Sat bei uns. Das ist eben nicht für jeden was Interessantes. Aber das ist ja einfach gerade das Schöne dadran, dass du eben individuelle Geschmäcker hast und dass dann eben bei so was dann auch sich rausentwickeln kann. Interviewer: Und dann gab es auch mal Fanclubs, die so begeistert waren, dass die auch nach Kassel gekommen sind. Kannst du dich daran erinnern? Christian Wolff: Ja, so einige von unseren Fans haben es ja wirklich dann auch zu verschiedenen Partys, die wir dann geworfen haben, auch geschafft. Und da haben wir die dann auch kennengelernt. Das war also schon, ja, also eine gute Erfahrung, also so einfach so persönlich zu sehen, was wir für Leute bedeuten. Interviewer: Nach Piazza virtuale ist das Ganze ja so ein bisschen auseinandergegangen. Du hast dich dann doch quasi Richtung richtiger Job orientiert. Kannst du da auch was sagen, warum hast du es nicht weiterverfolgt? Christian Wolff: Ich war ja noch bis 1997 bei Ponton-Lab. Wir haben ja dann noch diverseste andere Projekte gemacht. Wir hatten ja danach die Area, wo wir quasi ein 3D-Computer-Kommunikations-Environment gebastelt haben. Das hatte ich damals noch in Turbo Pascal auf MS-DOS programmiert. Und Leute konnten ihre eigenen Avatare basteln und konnten in dem 3D-Raum rumfliegen und sahen sich gegenseitig auf ihren Bildschirmen und konnten dann auch per Text miteinander reden. Das war dieses Service-Area-Projekt. Das haben wir also, wann war das, zwischen 1994 und 1996 oder so gemacht. Und da haben wir also schon … Das waren also schon auf jeden Fall mehr auch ein Vorläufer von Internet, ja, eben so Videospielen, wo Leute miteinander Sachen machen konnten. Und dann aber 1997 hatte ich dann eben mich auch nach einem anderen Job umgeguckt. Ich habe dann eine Zeitlang bei Spiegel Online gearbeitet als Webdesigner. Interviewer: Warum? Christian Wolff: Und bin dann Ende 1997 in die USA gekommen. Interviewer: Aber warum hast du dir einen anderen Job gesucht? Hatte das finanzielle Gründe oder hatte sich das auch vielleicht künstlerisch erschöpft. Christian Wolff: Ich hatte ja zu der Zeit in Hamburg gewohnt und wir hatten eben … das Ponton-Lab war dann eben in Hannover. Das wurde mir dann irgendwann mit dem ganzen Herumgereise zu viel. Ich habe eine Zeitlang versucht, in Hannover zu wohnen. Aber das wurde mir dann auch zu blöd. Und da habe ich mich eben immer mehr so in Richtung Hamburg orientiert und habe mich dann so aus Ponton so ein bisschen zurückgezogen. Und dann haben sich ja auch die, so Karel, Benjamin und Salvatore, und Mike war ja dann schon fast gar nicht mehr dabei, haben sich alle auch so ein bisschen auseinandergelebt. Karel hatte ja dann das Projekt zur Olympiade in Atlanta gemacht, Benjamin und Salvatore haben dann nach wie vor das Ponton-Media-Lab in Hannover gemacht. Und, ja, und ich hatte dann eben auch über Ponton Kontakt zu einem Künstler hier in San Francisco bekommen, der mich dann eingeladen hatte, hier für ein Jahr lang an einem interaktiven Videostudio für ein Kindermuseum zu arbeiten. Das war das "Zeum", das hier 1998 eröffnet wurde. Und in der Zeit hatte ich dann eben auch meine jetzige Frau kennengelernt und ich bin dann quasi hier in den USA geblieben, in San Francisco. Hat sich einfach mein Leben anders entwickelt. Interviewer: Wenn du jetzt mal so resümieren wolltest, was für einen Einfluss hat da Van Gogh TV für dein Leben und dann die Entwicklung deines Lebens (Tonstörung) Christian Wolff: Einen sehr großen Einfluss. Also auf jeden Fall, das technische Know-how, das ich dann durch diese ganze, durch das ganze Projekt gekriegt habe und auch durch die anderen Ponton-Projekte, dadurch, dass wir da so viel erfinden mussten und improvisieren mussten und so, das hat also mir sehr geholfen, mit meinen Programmier- und Elektronikkenntnissen. Und das hat sich dann ja auch … Das habe ich dann auch alles sehr gut bei meinem Job hier einbringen können. Ich habe ja über zehn Jahre lang bei Sigma Designs an Media-Prozessoren gearbeitet. Also das sind quasi die Audio-Video-Dekoder-Chips, die so in Blu-ray-playern und Set-Top-Boxen reingehen. Da habe ich also viel mit Video- und Audio-Dekodern und Eingängen und Ausgängen und so weiter gearbeitet. Und darüber bin ich dann eben auch jetzt vor fünf Jahren an meinen Job hier bei den Dolby Laboratories gekommen, wo ich an so Sachen wie Dolby Atmos arbeite. Interviewer: Und vermisst du das manchmal vielleicht auch so? Bei Van Gogh TV hattest du ja doch noch so mehr generalistische Möglichkeiten. Also da hat man dann Sachen produziert, die man einfach nur einfach direkt gesehen hat. Das ist bei Dolby Atmos vielleicht nicht unbedingt so der Fall, dass hört man dann eher unbewusst im Kino, die technischen Details und Feinheiten, die du da beigetragen hast. Ja. Christian Wolff: Ja, auf jeden Fall. Also ich vermisse schon diese ganzen wilden Kunstaktionen und, ja, eben einfach so mit vielen Leute bei solchen Aktionen mitzumachen. Das ist natürlich was, was man mit so einem mehr Industriejob nicht ganz so hat. Also nicht, dass wir keinen Spaß haben oder Ähnliches, aber das sind eben hier nicht solche außergewöhnlichen Kunstprojekte. Und es ist aber schon, also für mich doch auch befriedigend, zu wissen, dass also mein Code in Millionen von Geräten steckt und da täglich seinen Dienst macht. Das ist also auch was, was mich gewisser Weise befriedigt. Interviewer: Aber diese künstlerisch etwas chaotischen Arbeitsbedingungen bei Van Gogh TV haben also bei dir nicht den Wunsch direkt ausgelöst, ein stärker strukturiertes Arbeitsumfeld zu haben, sondern das ist einfach Teil von so einem Industriejob, den man akzeptieren muss. Christian Wolff: Ja, das war so mehr so eine Notwendigkeit. Also ich würde schon auch gerne mal wieder so etwas Chaotischeres machen. Hat sich nur eben in den letzten paar Jahren nicht unbedingt ergeben. Ich habe eine Zeitlang hier in San Francisco beim Exploratorium gearbeitet. Das kam also dem auch am nächsten, dieser ganzen Arbeitsweise von Van Gogh TV. Interviewer: Okay. – Ach, so, hast du mit anderen Mitgliedern von Van Gogh TV, hast du noch so direkt Kontakt oder ist das ein bisschen eingeschlafen? Christian Wolff: Ja, also mit Benjamin kommuniziere ich noch gelegentlich. Ole ist ja hier auch in San Francisco, aber zu ihm habe ich ein bisschen den Kontakt verloren seit er eben auch Kinder hat. Ich selbst habe keine Kinder. Und, ja, eben so gelegentlich auf Facebook oder per E-Mail sind wir eben noch in Kontakt. Und dann eben Daniel Haude, den ich jetzt schon lange vor Van Gogh TV kannte. Wir haben uns schon seit Grundschulzeiten gekannt. Interviewer: Was hatte der für eine Rolle bei Van Gogh TV? Christian Wolff: Der hat an der Elektronik mitgeholfen. Ja, den hatte ich also da mit bei Ponton mit reingebracht, um eben mit ein paar von diesen, insbesondere Telefonsachen zu helfen. Und da hat er eben auch viel rumgebastelt. Interviewer: Wen würdest du denn als Gesprächspartner noch empfehlen, aus deiner Erinnerung der Menschen, die da beteiligt waren (unv., schlechte Telefonverbindung) Van Gogh TV (unv., schlechte Telefonverbindung)? Christian Wolff: So für einen Gesamtüberblick oder wofür? Interviewer: Generell. Wer könnte interessante Beiträge (unv., schlechte Telefonverbindung)? Christian Wolff: Also ich würde mal sagen, so, den besten konzeptuellen und Gesamtüberblick würde ich sagen, Benjamin Heidersberger. Interviewer: Ja, die kommen natürlich sowieso vor, aber vielleicht waren da auch so Charaktere dabei, die man einfach mal gerne vor der Kamera hätte. Christian Wolff: Fällt mir jetzt nicht so direkt ein. Ich weiß nicht, habt ihr Arnhild schon interviewt, unsere langjährige Sekretärin? Interviewer: Nein. Wie heißt die? Christian Wolff: Ja, die wäre vielleicht noch jemand, der so eben so ein bisschen als Außenstehende jeden Tag gesehen hat, was wir da so in Hannover gemacht haben. Das war eben alles aber erst nach der Piazza virtuale. Interviewer: Arnhild? Christian Wolff: Das war eben während der Zeit in dem Leibniz-Gebäude in Hannover. Interviewer: Gut. Dann bedanke ich mich recht herzlich, dass du … Ich weiß nicht, stehst du immer so früh auf? (lacht) Oder hast du das jetzt nur für uns gemacht? (lacht) Christian Wolff: Nein, nein. |
Interview with Christian Wolff, May 22nd, 2018 - TranslationChristian Wolff worked as a programmer and engineer at Van Gogh TV and is now a software developer in San Francisco. Interviewer: First, I would like to thank you again very much for your willingness to speak to us. This is our first Skype interview. Well, we're a bit in the experimental stage. Let's see what comes out of it. So we do that … Christian Wolff: Yes, gladly. Interviewer:… always in such a way that the participant or the interlocutor introduces themself briefly and says what his role was on Van Gogh TV. And with that we would also … Would you prefer [familiar] "Du" … Christian Wolff: Yes, we can. Interviewer: … or [formal] "Sie"? Good. OK. So we would start with you first. So who are you and what did you do at Van Gogh TV? Christian Wolff: Yes, I am Christian Wolff. I wrote a lot of the code at Van Gogh TV, at Piazza virtuale, that is, as programmer, but also put together a lot of electronics, including telephone interfaces and the like. And also the serial network that we set up between the computers. Interviewer: What part of what you did did the viewer see? There were modules where you could make music together or paint together, for example. Did you have anything to do with these modules? Christian Wolff: Yes, in a certain way with all of them. Because whenever the viewer saw his … the phone keys on the screen, it was because I detected the key sequence and sent it over the network to all the other computers, which then played a sound or took a picture action accordingly. And also with the chat, that people could call via modem and type something and it would appear on the screen. Interviewer: Those were, by the standards of the time, very pioneer… in other words, real pioneering achievements. What qualified you to do something like that? Christian Wolff: I had set up an electronic bulletin board system (BBS) in Göttingen when I was doing my Abitur [German university entrance qualification]. So that was a computer that was, kind of, attached via a modem to the telephone network around the clock, where people could call with their computer via modem and leave messages for each other. So that was sort of the forerunner of email. That was all way before the internet. And, yes, I just had a lot of experience with computers. I started with electronics when I was about eight and then started programming when I was about 13, and I've actually done that all my life. Interviewer: And precisely these bulletin board systems, for many in a certain generation that was the first step into cyberspace, as they said at the time. Can you describe a bit what fascinated you about it or what was your perception of this new, developing online culture? Christian Wolff: Yes, it was just like that, it was a new communication medium that was very decentralized, where people really communicated with each other and not … It wasn't one-to-one communication, like on the phone, but it wasn't a mass medium like television or anything like that either. It was something where common people could really communicate with each other in a kind of forum. Yes, and that was just something that fascinated me. Interviewer: For many, that triggered such a real media utopia that it could also have social relevance, that such a direct form of democracy would be possible. Did you have such ideas when you came into contact with this medium? Christian Wolff: Yes, of course. That was one of the main philosophical characteristics of this new media, precisely that there was this kind of grassroots communication. And that was the concept behind most of the Van Gogh TV stuff. And I actually came from a completely different corner. Originally I was at the Chaos Computer Club, where I got to know the artist padeluun in Bielefeld. And through that I got in contact with the Ponton Van Gogh TV people. At some point they did a pirate radio project at the end of the 80s, where I went with padeluun. That was during an art event. And then in 1989 I saw the first Van Gogh TV show on 3Sat from Ars Electronica in Linz. Interviewer: Hotel Pompino? Christian Wolff: No, it was the year before that. They had already done something there, but only for three days or so, so much shorter than … somehow much less effort than "Hotel Pompino". But it was kind of similar to that, in that they had people call them and then included that in the program. And through that, built up this return channel from the viewer via television to all the other viewers and thereby also became a more democratized medium. And then in 1990, at "Hotel Pompino", I packed a few boxes of equipment, loaded it onto a sack truck, got on the train and then rode to Austria and just walked up to it. And that's when I got to know Benjamin and he hooked me up right away. I then took care of the online chat at "Hotel Pompino". So it was all a very spontaneous action. And pretty much from then on, I worked as a team member at Van Gogh TV. Interviewer: So you weren't even invited, you just went there on suspicion? Christian Wolff: Yes, exactly. Interviewer: To go back to the … Well, I hope I'm not getting too close to you now, but somehow I can still hear a Saxon undertone from you? Is that right? Christian Wolff: No. Interviewer: Good. So then … (distorted) Christian Wolff: (laughs) No. I'm from Lower Saxony … and … Interviewer: Okay, sorry. I'm sorry if that … (distorted) Christian Wolff: I was living in Göttingen at the time. Interviewer: Good. This is how you met Van Gogh TV. Benjamin was already a bit of a technician. Then there were Mike and Karel, who actually came more from performance art, some of which also had aggressive traits or something … (distorted) … Christian Wolff: Yes, they did the … Minus Delta T project … before that. Interviewer: Exactly. … Exactly. How did that come to you, so did you like it towards the … (distorted)? Christian Wolff: Yes. … I mean, that was just how it was in the 80s. There was a lot of performance art and really so much more the direction of punk rock, art movement and things like that. I was also very interested in that back then. And, yes, that was just the combination that really fascinated me about Van Gogh TV, that there was this performance art element and then also this democratized communication medium. Interviewer: It's an unusual combination that you are so interested in technology on the one hand and the visual arts on the other. That was downright avant-garde art, not just any painting from the 19th century. Did you also have a biographical attachment to this combination somewhere? Does that come from (from the parental home?)? Christian Wolff: Actually with art, actually, it all somehow developed by itself for me. Well, as I said, I started very early with electronics and computers and then, when I was in Hamburg, I found one of the first issues of the "Datenschleuder" [Publication of the CCC] and then got a little bit of access to the Chaos Computer Club and the 2600 Phreakers, here in the USA, who were all concerned with these socially engaged aspects of the new computer technologies. And that was something that was always very important to me. And then, in a certain way, art is an outgrowth of these, of such social ambitions. Interviewer: What does it mean to be a member of the Chaos Computer Club at that time? So you always went to Hamburg, went to the annual meeting, read the "Datenschleuder", how did the interaction look like? Christian Wolff: Yes, I had also lived in Hamburg for a few years. That was, when was that? It was around 1986 and I had family members there that I had often visited in the years before. And so I was there for the whole first phase of the Chaos Computer Club with Wau Holland, Steffen Wernèry and all the people. … So there we have … Interviewer: So you are not … Christian Wolff: Hmm? Interviewer: Go on. Christian Wolff: Yes, we actually met weekly or several times a week in the club rooms and chatted about all sorts of things. And worked out several, well, social aspects of computers and data protection and such. Interviewer: Okay. So then you were already a little bit on the track beyond the pure application of technology. This group Van Gogh TV, did you have that kind of connection with them? As I said, (distorted) Art, then maybe skewed a little differently. Did you see yourself as an outsider who was always responsible for (the art like that?)? Or how, yes, what was your role there? Christian Wolff: Yes, in a way, I've always been a bit nerdy, like a computer freak and therefore always a certain kind of social outsider. At Van Gogh TV I actually settled in relatively well, but of course there was still the element between the artists and the technicians. Well, Salvatore called me an art hinderer more than once when I somehow told him that this is technically not possible. So there were always very constructive discussions. Interviewer: Constructive or Aggressive? Christian Wolff: (laughs) Yes, occasionally it was a bit aggressive, the tone. But by and large we were a good family and so we did a lot of very interesting projects. And it was always worth it for me. So I did most of it, yes, out of interest for these projects. And at some later point, but that was actually how it was, yes, around the time of Piazza virtuale, I also practically did Van Gogh TV almost full-time. And that made it necessary for people like me and others to have to live on something. And that was when Karel and Salvatore, mainly, went out and looked for sponsors so that we could all live off something and still work full-time on these art projects. Interviewer: Let's take a concrete module like this music module, for example, where you could work together. How would you describe your input from those on the artist side? So they had a pretty good idea of how this was supposed to work? Was there a vague idea? Is it actually (more?) of a design work? Christian Wolff: Well, it was kind of a combination of art and technology, especially with this music module. It all started with that, we thought: "How can a viewer operate a musical instrument?" And then we said, "Okay. They have a button phone." So I knew you could detect these buttons one after the other and you have twelve buttons. And Manuel Tessloff as a musician immediately jumped in and said, "Yes, that's an octave from an instrument with twelve keys". And from there we developed it further. I then made this telephone interface that could simply detect the telephone buttons, together with Daniel Haude. And then I was able to send "key press" and "key release" events to an Amiga for every button, where Manuel then placed appropriate audio samples on every key press. And we then had a limit of four phone lines. And that in turn influenced the screen layout. We then simply divided the screen into four quarters and then placed an instrument in each quarter. And then Jendo and Ole designed the animations. For each instrument there was a new animation for each note, which they did in Macromedia Director. And then everything was put on the screen. And that's how it all came together. Basically the technical foundation, with artist input on design, as well as functionality and also social relevance. Interviewer: Well you would say it was really a collective process, where everyone had such a role, but which produced such a common desired result. Christian Wolff: Yes, exactly. Interviewer: And that was all created in Hamburg, in those offices that you had there and was then shown to the public for the first time at the Documenta? Christian Wolff: Yes. So after "Hotel Pompino" they actually found this office or rather this large room in the Koppel [66] in Hamburg. And there we just set up our laboratory, where we tried out all sorts of technologies and then just prepared the piazza virtuale and worked out the various broadcast blocks and then, yes, actually already, I think two or three months before the Documenta just moved to Kassel with all that stuff and then we continued to develop in the containers and set everything up. Interviewer: When I look at photos of these containers, or there are also maps, such as a floor plans and such, everything is economical and very reduced and completely unadorned. And somehow this also suggests a lack of hierarchy, it reminds you a bit of such a start-up today. You also worked in the IT industry yourself. Do you see this parallel too? Christian Wolff: Yes. Yes, certainly. Well, that was simply, we basically had home computers and wires and then did what we could with them. So, for example, we didn't have Ethernet to network all these different Atari and Amiga home computers with each other. They all had no interfaces for it. But they had a serial interface. And then I developed a system with a PC that could send serial commands to the various devices and also receive them from everyone. So, so to speak, a computer that then functioned as a network hub and received commands from everyone who had to send something and then sent them out again to all computers. And that was all really, yes, as you can see in the pictures, loose wires in the containers, was just what we could do. Interviewer: So you had to be technically very creative at times and come up with new solutions. But with start-ups there is also a certain social culture that you don't get paid that well, but you have more freedom, that there are not so large hierarchies, you can play table football from time to time or only come in at twelve or so. Would you say that this was a precursor to that social culture, to some extent? Christian Wolff: Oh, yes. In any case. Well, none of us got paid properly. So we really did everything voluntarily, because it interested us and then just because of the need to pay rent, we found sponsors in order to scrape together the bare minimum of money and to buy the various computers. That was back then … We had one of the first one-gigabyte hard drives and that was back then, so enormous - we just needed it for all the graphics. And those were the biggest expenses we had there. But we didn't have that much money for ourselves. But then we always had a good time there in the containers. There were always a lot of artists, there were also many others from the Documenta artists who came by and were very interested in what we were doing then. So that was a very interesting time. Interviewer: Then we are already in Kassel. You already say that you remember it as a good time, on the other hand I imagine that it must have been stressful, exhausting and then this new, self-developed technology might not have worked one hundred percent at the beginning. Yes, just tell a little more about how you remembered it, including the collaboration. Christian Wolff: Yes, we had tons of different technologies that we all had to somehow bring together. And so we had to invent a lot of technical solutions for it. None of that existed. Nick Baginsky, for example, had built a complete robotic camera there, which we then somehow had to hook up to our network so that the users could then control it using buttons and drive it through our studio. Yes, that was, we really worked for weeks, months, almost day and night. And, yes, when we were in Kassel, we had rented a house in Hannoversch Münden, where we all slept. But that was really, in the evening we somehow made our way from Kassel to Hannoversch Münden with whoever had a car and then slept for a few hours and went back to the containers the next morning and continued working until everything worked somehow. And even during the show we were constantly expanding or repairing things or keeping things running again and inventing new things. It was consistently work to be done. Interviewer: So you obviously don't remember it as a burden or stress, but rather as a challenge. Christian Wolff: Yes. I was in my early 20s. When you could somehow work through nights, still. Interviewer: And, yes, can you perhaps tell a little more about this everyday life in Kassel? Did you have shift work there? What were your main tasks there? Do you have any memories Were there any spectacular events? Christian Wolff: So during the broadcast I was there in the control room. I operated the computer, which switched almost automatically from the various transmission blocks to the next. We usually programmed the sequence of the transmission blocks in advance and then the commands were then sent out to everyone at certain times. It should all run automatically. But precisely because it was all so pieced together, I basically always had to look at everything and be there all the time. So during the show we mostly had either Karel or Benjamin who essentially directed the show. We had a censor from 3Sat who said what we could or could not do. And I was just sitting there at the control computer and controlled the sequence of the transmission blocks and kept various other computers running. Of course, they kept crashing and then had to be restarted. Yes, it was like that, it was like that during the show. And then between the broadcasts we usually somehow, when we had time, sat in the courtyard between the containers and chatted and ate something. And so there was always something going on. And then in the evenings there were often parties and various other things that went on during the Documenta. Interviewer: Everyone seems to have a slightly different memory of the role of this censor. We have already interviewed her, Katrin Brinkmann. If you now remember the conversations that arose there, did you get the feeling that such a new platform for communication was really developed here? Or how do you even remember that? Or do you have there (distorted)? Christian Wolff: We kind of opened a channel for the viewer on a broadcast medium. That means that everyone could post whatever they wanted from their house to our channel. And that was of course … 3Sat found all of this a bit questionable. And then there were people who cursed or something like that, which is not necessarily allowed on television. And then after a few days we set up a censorship button where we could kick people off the phone line. And that just turned out to be, yes … Katrin always had, practically represented 3Sat's point of view in our technology and art developments. Interviewer: You came from the Chaos Computer Club and those bulletin board systems. Did you see that as actually illegitimate interference? Or did you also see that (distorted) On TV (show?), You are … Christian Wolff: Yes, of course I was a bit, let's say, anarchic. And we always tried, yes, to change her mind if she had concerns anywhere. Of course we tried to somehow maintain our freedom and, yes, we actually had more general reservations about censorship, but I just saw that it was a necessity. And we all got along quite well with Katrin personally. Interviewer: Did you ever have the feeling like "Boh! We hacked the television. We somehow introduced a return channel that shouldn't actually be there or that isn't actually created in the medium"? Was there, how should I put it, such a triumph? Christian Wolff: Yes, definitely. That was the basic concept of the Piazza virtuale, that we wanted to open up the mass medium of television for the individual. That virtually any content can contribute to such a mass medium. And, yes, that was, that made us proud that we managed to do it. And to top it off, for 100 days across Europe. Interviewer: And would you say, now in retrospect, the undertaking was a complete success? Or are there also things that you now take a more critical look at? Christian Wolff: Yes, of course there were always problems. And somehow the four main artists also occasionally had with each other, had different conceptual ideas. But by and large, I would say it was a very big success. And we also had tons of fans who kept calling. We even managed to crash Kassel's telephone network once. We had so many calls that the phone system's central office crashed. So we heard… All of a sudden all calls stopped… All active callers dropped and none of the phones rang anymore. And then a few minutes later all the lines suddenly rang at once, and not only for us, but we could also hear all the telephones ringing from the windows around us, from the apartment buildings. Yes, yes, that shows how much audience we had there. Interviewer: Did the Telekom come by and see what kind of people those are who can cause such disruptions? Christian Wolff: (laughs) Yes, of course. Of course, they were also curious as to why someone somehow needs 30 or 40 telephone lines in such a container. And they had installed them nicely and tidy, one wall socket next to the other on a wooden board in the container, really nice, very official, Deutsche Post and then let us do our things. Interviewer: But you didn't consciously try to abuse the technology or play tricks on Telekom or use the technology in a way that Telekom doesn't like (sound off)? Christian Wolff: No. So our things were of course, all hand-made, not allowed at all. But they just worked as regular telephone network devices. That's really just ringing the bell and then picking up and then transmitting audio in both directions. So we didn't do anything unusual or forbidden with the phone lines. Interviewer: But of course you can no longer imagine that there was a time when everything that had to be plugged into a telephone socket had to be approved by Telekom. Christian Wolff: Yes, fortunately at the time that was somehow being phased out, the practise of that. We also had some good devices there. So, for example, we had this Panasonic videophone. I still have a couple. That was simply fed into the back of the telephone lines, so to speak, that is, connected between the telephone socket and the telephone. And then you could transfer still images, such as this one, over the telephone line. It took a few seconds and you couldn't talk to each other during that time, but it all worked. Interviewer: Well, Skype is of course a bit more advanced, but ultimately it's a forerunner. Christian Wolff: Yes. In any case. Yes, that really is, the internet really made this whole user interaction really big. And that was basically designed so that everyone could communicate with everyone. Of course, the internet still has problems with the broadcast system. So there are still only one-to-one connections on the Internet and not from one to many. And that was something that we really had technically solved differently for the system 25 years ago. Because we went from one-to-one telephone connections as an input to a satellite connection as an output and thus distributed it all over Europe. And that's something the internet still can't really do. Interviewer: Well, that would be so, that would have been my next question. Where did you anticipate what, what is now a bit of network culture or everyday life on the Internet? What else would you say, what are technical but also cultural, social achievements that have been anticipated? Christian Wolff: Yes. We were really one of the first projects where viewers could really bring their own content to the television and not just somehow function as a cue, as with many other programs that came after us. So that was, I think, I would say that, that was one of the greatest achievements we had there. Interviewer: Now for Van Gogh TV or for these programs there was also this mockery of the "Hello TV" that when they called like that, they got a shock that they were really on TV and immediately hung up again. It wasn't really a real virtual community at first. Or do you have another opinion? Christian Wolff: Yes, there was some adjustment period. But as I said, we had our fans who kept calling and then developing their own, well, communication habits over time. There were always some who somehow started with "Hello", but at some point real conversations developed. Especially in the café segment, where people could just chat with each other over the phone. Interviewer: Good. Those were some of the achievements. Today, many are much more critical of the Internet or social media and see it as a platform for trolls and people who want to let off steam and trigger shitstorms and provoke people. Do you see something like that already anticipated at Piazza virtuale? Christian Wolff: Yes, there was also a lot of criticism of precisely this "hello", and where people somehow found that the conversation was really very stupid or that everything was not entertaining. So we've heard a lot of such criticism from viewers. And that occasionally reached 3Sat, and then subsequently us via 3Sat. This was just not something that had been interesting to everyone. But that's just the nice thing about it, that you have individual tastes and that something like that can develop out of it. Interviewer: And then there were also fan clubs that were so enthusiastic that they also came to Kassel. Can you remenber about it? Christian Wolff: Yes, some of our fans actually made it to various parties that we threw. And that's where we got to know them. So that was, yes, a good experience, simply to see in person what we mean to people. Interviewer: After Piazza virtuale the whole thing diverged a bit. You then oriented yourself towards the real job, so to speak. Can you say something about that, why didn't you pursue it? Christian Wolff: I did stay at Ponton-Lab all the way until 1997. We then did a wide variety of other projects. After that, we had the Area where we practically built a 3D computer communication environment. At that time I had programmed that in Turbo Pascal on MS-DOS. And people could make their own avatars and could fly around in the 3D room and see each other on their screens and could then also talk to each other via text. That was this Service Area project. So that's what we did, when was that, between 1994 and 1996 or something. And then we had … So that was definitely more of a forerunner of the Internet, yes, video games where people could do things with each other. And then in 1997 I looked around for another job. I then worked for Spiegel Online for a while as a web designer. Interviewer: Why? Christian Wolff: And then came to the USA at the end of 1997. Interviewer: But why did you look for another job? Did it have financial reasons or maybe it was artistically exhausted. Christian Wolff: I was living in Hamburg at the time and we just had … the Ponton Lab was then in Hanover. At some point that became too much for me with all the traveling around. I tried to live in Hanover for a while. But that got too dull for me. And then I always oriented myself more and more towards Hamburg and then withdrew a bit from Ponton. And then they too, Karel, Benjamin and Salvatore, and Mike were practically no longer there, they all drifted apart a bit. Karel then did the project for the Olympics in Atlanta, Benjamin and Salvatore then still did the Ponton Media Lab in Hanover. And, well, I got in contact via Ponton with an artist here in San Francisco, who then invited me to work here for a year on an interactive video studio for a children's museum. That was the "Zeum" that opened here in 1998. And during that time I had met my wife and then I basically stayed here in the USA, in San Francisco. My life just turned out differently. Interviewer: If you wanted to sum up, what an impact Van Gogh TV has on your life and then the development of your life (audio garbled) Christian Wolff: A very big influence. In any case, the technical know-how that I got through this whole project and the other Ponton projects as well, because we had to invent so much and improvise and so on, that had helped me a lot with my programming and electronics skills. And that turned out to be … I was able to bring all of that to my job here. I worked on media processors at Sigma Designs for over ten years. So these are the audio-video decoder chips that go into Blu-ray players and set-top boxes. I worked a lot with video and audio decoders and inputs and outputs and so on. And that's how I got my job here at Dolby Laboratories five years ago, where I work on things like Dolby Atmos. Interviewer: And do you sometimes miss that too? With Van Gogh TV you had even more generalist options. So there you produced things that you just saw straight away. This may not necessarily be the case with Dolby Atmos, you will then rather unconsciously hear the technical details and subtleties that you have contributed in the cinema. Yes. Christian Wolff: Yes, definitely. Well, I already miss all those wild art performances and, yes, just being involved in such projects with a lot of people. Of course, that's something you don't quite have with such a more industrial job. So it's not that we're not having fun or anything like that, but these are not such extraordinary art projects here. And it is, however, also satisfying for me to know that my code is in millions of devices and does its job there every day. So that's also something that satisfies me in a certain way. Interviewer: But these artistically somewhat chaotic working conditions at Van Gogh TV did not directly trigger the desire in you to have a more structured work environment, but that is simply part of such an industrial job that you have to accept. Christian Wolff: Yes, that was more of a necessity. Well, I would like to do something more chaotic again. It just hasn't necessarily happened in the last couple of years. I worked at the Exploratorium here in San Francisco for a while. So that was the closest thing to that, the whole way of working at Van Gogh TV. Interviewer: Okay. - Oh, well, do you have any other members of Van Gogh TV, are you still in direct contact or did that diminish a bit? Christian Wolff: Yes, I still communicate with Benjamin occasionally. Ole is here in San Francisco too, but I've lost touch with him a little since he started having children. I have no children myself. And, yes, we are still in contact occasionally on Facebook or by email. And then Daniel Haude, whom I knew long before Van Gogh TV. We have known each other since elementary school. Interviewer: What was his role on Van Gogh TV? Christian Wolff: He helped with the electronics. I had brought him in to Ponton to help out with a few of these, especially phone stuff. And he did a lot of tinkering with that. Interviewer: Who else would you recommend as a conversation partner, from your memory of the people who were involved (distorted, Poor telephone connection) Van Gogh TV (distorted, Poor telephone connection)? Christian Wolff: So for a general overview or for what? Interviewer: Generally. Who could be interesting posts (distorted, Bad telephone connection)? Christian Wolff: Well, I would say so, I would say the best conceptual and overall overview, Benjamin Heidersberger. Interviewer: Yes, of course they appear anyway, but maybe there were characters there that you would just like to have in front of the camera. Christian Wolff: I don't think so directly now. I don't know, have you already interviewed Arnhild, our longtime secretary? Interviewer: No. What's the name? Christian Wolff: Yes, she might still be someone who, as an outsider, saw what we were doing in Hanover every day. But that was all after the piazza virtuale. Interviewer: Arnhild? Christian Wolff: That was during the time in the Leibniz building in Hanover. Interviewer: Good. Then I thank you very much for … I don't know, do you always get up this early? (laughs) Or did you just do this for us now? (laughs) Christian Wolff: No, no. |
Audio of the interview from 2018-05-22 (german)
Bonus
A 5 minute video interview from 1992 by Dieter Sellin, where I explain some of the technology in the control room of the Piazza Virtuale (german): |